Was können wir von Fermentationsprozessen lernen? Und wie lassen sich die Prozesse auf Veränderungen in der Gesellschaft übertragen?
Fermentationw [von latein. fermentare = gären; Verb fermentieren]¹
Fermentation – das bedeutet im biologischen Sinn den Umbau organischer Stoffe durch Mikroorganismen. Was in der Natur geschieht, lässt sich aber auch als Bild für gesellschaftliche Prozesse verstehen: Beim Fermentieren wird nicht zerstört, sondern verwandelt. In der Lebensmittelverarbeitung wird Fermentation genutzt, um Gemüse haltbar zu machen, Aromen zu entwickeln oder unerwünschte Stoffe abzubauen.
Bei der übertragenen Praxis auf unsere Gesellschaft, der »Social Fermentation«, lässt sich diese Idee auf soziale Räume und kollektive Denkprozesse anwenden. Wie fermentieren wir einen Ort? Wie fermentieren wir Denkmuster? Was können wir in bestehende Konstrukte hinzufügen, um dort einen Fermentationsprozess anzustoßen? In der urbanen Praxis greifen wir durch das Aufzeigen von Möglichkeitsräumen, Aktionen und Experimenten in gesellschaftliche Prozesse ein und versuchen dabei, durch Wirklichkeitsperforation neue Konfigurationen durchzusetzen und einfließen zu lassen.
Diese Praxis kann auch als organische Methode verstanden werden, denn nach F.W. Geels’ Multi-Level Perspective on Transitions² kann die Gesellschaft auf einer Mehrebenenperspektive verstanden werden. Auf der Makroebene können die gesamtgesellschaftlichen Strukturen und Phänomene betrachtet werden. Auf der Mikro- und Mesoebene sind die einzelnen Akteure und sozialen Strukturen verortet bzw. bestimmte Organisationsformen in bestimmten Gesellschaftsbereichen, die mit ihrem Handeln, ihrer Interaktion und dem Einfluss von Zeit auf die Makroebene der Gesellschaft Veränderungsprozesse anstoßen können.
1. Spektrum der Wissenschaft (o. J.): Fermentation. In: Spektrum.de Lexikon der Biologie. Online verfügbar unter: https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/fermentation/24148 
2. Geels, F. W. (2002): Technological transitions as evolutionary reconfiguration processes: a multi-level perspective and a case-study. In: Research Policy 31 (8–9), S. 1257–1274.
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